Abnehmtipps für übergewichtige Katzen

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Abnehmtipps für übergewichtige Katzen Andriy Blokhin – Adobe Stock

Nicht nur beim Menschen ist Übergewicht und Adipositas ein häufig anzutreffendes Problem. Auch immer mehr Haustiere sind davon betroffen. So auch Katzen. Um einer übergewichtigen oder adipösen Katze ohne das Risiko weiterer gesundheitlicher Schäden zu ihrem Normalgewicht zu verhelfen, braucht es neben einer individuellen Diät vor allem auch ein durchdachtes Bewegungs- und Beschäftigungsprogramm.

Vorbereitungen für das Bewegungstraining der Katze

Ein optimales Abnehm- und Fitness-Programm ist an das übergewichtige oder adipöse Individuum angepasst. Je höher der Body Condition Score (BCS), desto dringender empfiehlt sich der Besuch bei einem Tierarzt. Ein Blick v.a. auf die Gelenke verrät, ob bei Fitnessübungen Vorsicht geboten ist. Die moderat bis stark übergewichtige Katze kann sich meist gut bewegen, während die adipöse stärker eingeschränkt ist. Hohe Sprünge sollte sie ebenso vermeiden wie übermäßigen Ausdauersport.

Individuelles Sportprogramm

Überfordern Sie Ihre Katze nicht! Je höher der Body Condition Score (BCS), desto leichter fällt das Sportprogramm zu Beginn aus. Planen Sie lieber täglich 3-4 einfache Übungseinheiten à 10-15 Minuten ein als ein einzelnes Intensivtraining.

Bereicherung des Lebensraums und Verhaltens übergewichtiger Katzen

Langeweile gilt als ein typischer Auslöser vermehrter Nahrungsaufnahme (CLARKE et al. 2005, LAFLAMME 2006, CHURCHILL 2010). Zu jedem Abnehmprogramm für die Katze gehört deshalb ein Check ihres Lebensraums incl. der Einrichtung und aller Mitbewohner. Dabei wird überprüft, ob die Katze ausreichend Anreize und Möglichkeiten findet, sich katzengerecht zu verhalten – also zu erkunden, zu laufen, kratzen, klettern oder zu springen (bzw. hüpfen). Zudem sollte abgeklärt werden, ob sie sich durch etwas oder jemandem eingeschüchtert oder bedroht fühlt und sich infolge dessen kaum noch aus ihrem sicheren Rückzugsort traut.

Katzen brauchen eine ansprechende Umgebung, die Bewegung erlaubt und fördert. Geschickt platzierte und ggf. über Treppen zugängliche Möbel, Catwalks und Kratzbäume regen zum Erklimmen oder Überwinden an. Kartons werden von fast allen Katzen sehr gerne angenommen. Etwas geschreddertes Papier, Laub oder Gras darin regt zusätzlich zum Erkunden an. Für mehr Aktivität sorgt auch die „Erlebnisfütterung“ durch Intelligenzspielzeuge (s.u.) (CLARKE et al. 2005, LAFLAMME 2006, MICHEL & SCHERK 2012). Die Katze in Aktion zu erleben, freut auch den Menschen.

die meisten katzen moegen kartons sehr

Die meisten Katzen mögen Kartons sehr (© New Africa – stock.adobe.com)

Stress und Frust in der Katzenhaltung bekämpfen

Stress erhöht die Anfälligkeit für Übergewicht (BUFFINGTON 2002), denn so manche Katze versucht, negative Emotionen durch Nahrungsaufnahme auszugleichen. Werfen Sie einen kritischen Blick auf die Umgebung Ihrer übergewichtigen Katze, um Auslöser von Stress und Frustration ausfindig zu machen. Katzenverhaltensberater können Ihnen dabei helfen, versteckte Ursachen zu erkennen und zeigen Ihnen geeignete Therapien auf. Diese steigern das kätzische Wohlbefinden und unterstützen die Maßnahmen zur Gewichtsabnahme.

Betteln erfolgreich abfangen

Die meisten übergewichtigen Katzen scheinen ständig hungrig zu sein. Sie betteln sehr oft, intensiv und meist anhaltend. Das kann die menschlichen Nerven enorm belasten (HOELMKJAER & BJORNVAD 2014). Die Folge: Das Betteln wird vom Halter auf einfache und wirkungsvolle Weise durch Füttern „abgestellt“. Genau dadurch verstärken Sie das Betteln aber: Die Katze lernt, dass ihr Bettelverhalten erfolgreich ist und setzt es somit gerne und immer wieder ein.

Das Betteln ist ein häufiger Stolperstein im Abnehmprogramm der Katze, dem man konsequent begegnen sollte:

  • Geben Sie klare Signale, die eine Mahlzeit ankündigen. Meist sind dies Gänge in Richtung Küche und Futterplatz. Vorteilhaft ist ein Wortsignal, z.B. „Jetzt gibt es Essen“.
  • Vermeiden Sie diese Signale außerhalb der Fütterungszeit
  • Etablieren Sie zusätzlich ein eindeutiges Wortsignal für „Es gibt KEIN Futter“. Dieses Signal darf keines der Worte enthalten, die das Essen ankündigen. Sagen Sie zum Beispiel ruhig, aber bestimmt „Du bekommst nichts“.
  • Ignorieren Sie Ihre Katze danach, so schwer es auch fallen mag. Diskutieren Sie nicht mit ihr. Wandern Sie durch die Wohnung. Wenn die Katze folgt, wiederholen Sie gelegentlich das „Kein-Essen-Signal“ und gehen Sie weiter – oder…
  • …bieten Sie ihr alternativ eine Streicheleinheit an. Besser noch: bieten Sie ihr ein Spiel an. Vermeiden Sie dabei Bewegungen oder Blicke in Richtung Küche / Futterplatz und „beleben“ Sie ein Spielzeug.

Spielzeug „beleben“

Viele Katzen ignorieren Spielzeug, wenn es „unbelebt“ in einer Ecke auf dem Boden liegt. Sobald das Bällchen, die Feder, der Wedel oder die Schnur sich bewegen, kann das die Aufmerksamkeit der Katze deutlich erhöhen. Vor allem, wenn sie sich gerade in ihren „verrückten fünf Minuten“ befindet, ist die Katze sehr empfänglich selbst für kleinste Bewegungen.

Im nachfolgenden Clip sehen Sie unter anderem, wie der Halter während des Spiels die Katze berührt. Ob eine Katze das mag, ist individuell. Sie kann ihren Spieltrieb ggf. auch auf die Hand des Halters umleiten – mit schmerzhaften Folgen.

Einige Katzen sprechen eher auf stockende Bewegungen an und reagieren auf anhaltend hektische Bewegungen nur mit Hinschauen. Viele übergewichtige Katzen sind mit rasch aufeinander folgenden Bewegungen häufig überfordert.

Typische Elemente einer Katzenjagd (und somit des Spiels) sind:

  • Lauern
  • Kurze Sprints
  • Fangen der Beute
  • Bearbeiten der Beute
  • Pausen

Gerade das Fangen der Beute kann bei „spielfaulen“ Katzen bereits nach ein oder zwei erfolglosen Versuchen zu Ende sein. Eine Katze zum Spiel zu animieren bedeutet also auch immer ein Eingehen des Halters auf die individuellen Vorlieben des Tieres. Gemeinsames Spiel macht dann nicht nur der Katze, sondern auch dem Menschen Spaß und fördert die Bindung zueinander.

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Mehr Informationen

Futter zielführend einsetzen

Trockenfutter ist als Alleinfuttermittel ungünstig, kann aber gut zur Beschäftigung und als Belohnungshäppchen für sportliche Betätigung eingesetzt werden. Hat die Katze bisher Leckerlis bekommen, sollten Katze und Mensch darauf nicht ganz verzichten. LAFLAMME (2006) empfiehlt jedoch eine Menge, die nicht mehr als 10 % der täglichen Kalorienzufuhr ausmacht.

Neben einer ausgewogenen Reduktionsdiät hilft es enorm, das Futter optimal über 24 Stunden zu verteilen und vorteilhaft einzusetzen:

  • Wiegen Sie die tägliche Ration ab und stellen Sie sie bereit.
  • Teilen Sie die Tagesration auf 4-8 Mahlzeiten auf, da bei kleineren Speisen mehr Energie für die Verdauung benötigt wird (MICHEL & SCHERK 2012).
  • Stellen Sie den Futternapf alle paar Tage an einen anderen Platz, so dass die Katze mehrere Räume oder Etagen durchsuchen muss.
  • Verteilen Sie mehrere kleine Portionen auf Untersetzern o.ä. in Haus oder Wohnung.
  • Überbrücken Sie längere Abwesenheit Ihrerseits durch einen Futterautomaten mit Zeitsteuerung. Für die Katzengruppe gibt es chipgesteuerte Futterautomaten, die jeder Katze individuell zugeordnet werden können. Diese aber nur ohne Zeitsteuerung.
  • Vermeiden Sie das Stehlen von Essen oder Futter! Räumen Sie Essensreste fort und verhindern Sie Selbstbedienung an Näpfen der tierischen Mitbewohner, indem Sie den Napf der schlankeren Katzen auf einen erhöhten Platz stellen – so hoch, dass nur diese ihn erreichen können. Oder Sie trennen die Näpfe durch einen Durchgang, der zu schmal für die Übergewichtige ist, wie auch MICHEL & SCHERK (2012) empfehlen.
  • Erhöhen Sie das Wohlbefinden Ihrer Katze durch Denkspiele. Zu Intelligenzspielzeugen finden Sie im Internet zahlreiche Anregungen, auch zum Selberbasteln. Außerdem sorgt das Clickertraining für Erfolgserlebnisse, die das Selbstvertrauen der Katze stärken (RÖDDER 2015).

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Erhöhter Futterplatz der schlankeren KatzeErhöhter Futterplatz der schlankeren Katze (© Birgit Rödder)

Bewegung ist das A und O für eine übergewichtige Katze

Durch Bewegung verbraucht der Körper nicht nur Kalorien, sondern es wird der gesamte Stoffwechsel in Schwung gehalten und die Katze damit gesund und munter. Übergewichtige Katzen sind tatsächlich sehr unterschiedlich aktiv. Manche bewegt sich nur noch selten und langsam. Vor allem bei ihnen ist Motivieren angesagt.

Dazu sind Spiele wie geschaffen. Geben Sie bitte nicht zu schnell auf, wenn es den Anschein hat, Ihre Katze will gar nicht spielen. Nutzen Sie ihre Aktivitätsphasen, die meist am Morgen und Abend liegen und gehen Sie auf ihre „verrückten fünf Minuten“ ein.

Das Spiel mit Katzen ähnelt für uns eher einem Geschicklichkeits- und Geduldspiel als dass es an Sport erinnert, ist für die Katze allerdings eine wichtige Form der Beschäftigung.

Für Bewegung kann auch ein Laufrad sorgen oder, wie MICHEL & SCHERK (2012) vorschlagen, ein Laufband. Vor allem Letzteres muss der Katze behutsam vorgestellt werden, damit sie nicht erschrickt oder entmutigt aufgibt:

  • Um die Katze an die Geräusche zu gewöhnen, schalten Sie das Gerät an, wenn sie sich mehrere Meter entfernt aufhält.
    Lassen Sie das Laufband bei den ersten Übungen ausgeschaltet.
  • Locken Sie die Katze mit einem Futterstück auf das Ende des Laufbandes und mit einem zweiten zu dessen Anfang.
  • Wenn die Katze nach einigen Tagen gelernt hat, dass das Gehen auf dem stehenden Band zum Erfolg führt (Futter), stellen Sie das Laufband mit der langsamsten Geschwindigkeit an.
  • Belohnen Sie ihr Gehen auf dem Band wie bisher und erhöhen Sie langsam die Geschwindigkeit, bis die Katze entspannt Schritt halten kann.
  • Geben Sie immer seltener Leckerlis, letztendlich nur eines zu Beginn und eines am Ende des Lauftrainings. Dieses sollte maximal 10 Minuten dauern.
  • Mit dem Laufrad gehen Sie ähnlich langsam vor.

Vielleicht stellen Sie auch einen kleinen Hindernisparcours in der Wohnung auf. Dieser sorgt schon deshalb für mehr Bewegung, weil er als Barriere die Neugier der Katze anregt, die Bereiche außerhalb ihres Blickfelds zu kontrollieren.

Informieren Sie sich ggf. bei einem Verhaltensberater für Katzen über geeignete Spielzeuge, -arten und -methoden.

Zum Weiterlesen:

  • Im Beitrag „Übergewichtige Katzen – Ursachen und Folgen der Adipositas bei Katzen“ lesen Sie unter anderem, wie Sie den Body Conditions Score (BCS) Ihrer Katze ermitteln.
  • Erfahren Sie in unserem Artikel „Übergewichtige Katzen – Mit durchdachter Diät zum Idealgewicht“ , warum „einfach mal weniger füttern“ sehr gefährlich werden kann für Ihre Katze. Eine durchdachte Reduktionsdiät jedoch hilft Ihrer Katze, wieder zu einem Normalgewicht zurückzufinden.
  • Das 10-Leckerchenspiel für Katzen sorgt mittels Markersignale („Clickertraining“) für ein positives Miteinander zwischen Katze und Mensch und kann auch mit mehreren Katzen gespielt werden.
  • Regale helfen, Ihre Wohnung katzengerecht zu gestalten. Mehr dazu finden Sie in unserem Beitrag „Enrichment für Katzen: Regale sorgen für Wohlbefinden“

Quellen:

BUFFINGTON, C.A.T. (2002): External and internal influences on disease risk in cats. – Vet Med Today: Reference Point, 220(7): 994–1002.
CHURCHILL, J. (2010): Increase the success of weight loss programs by creating an environment for change. – The American College of Veterinary Nutrition. https://www.researchgate.net/publication/51609928
CLARKE, D.L., D. WRIGGLESWORTH, K. HOLMES, R. HACKETT et al. (2005): Using Environmental and Feeding Enrichment to Facilitate Feline Weight Loss. – Journal of Animal Physiology and Animal Nutrition, 89(11–12): 427–427
HOELMKJAER & BJORNVAD (2014): Management of obesity in cats. – Veterinary Medicine: Research and Reports, 5: 97–107. https://dx.doi.org/10.2147/VMRR.S40869
LAFLAMME, P.D. (2006): Understanding and Managing Obesity in Dogs and Cats. – Veterinary Clinics Small Animal Practice, 36: 1283–1295
MICHEL, K. & M. SCHERK (2012): From Problem to Success: Feline weight loss programs that work. – Journal of Feline Medicine and Surgery, 14: 327–336. https://www.researchgate.net/publication/224284788
RÖDDER, B. (2015): Katzen Clicker-Box. – Verlag Gräfe und Unzer.

autorin birgit roedder

Diplom-Biologin Birgit Rödder

Die Diplom-Biologin Birgit Rödder studierte Biologie an der Universität Bonn und Tierpsychologie an der Open University of Veterinary Science in London. Sie ist seit 1997 selbstständig als Tierverhaltenstherapeutin und Tierpsychologin tätig, hat für die ATN mehrere Skripte zur Ethologie der Hauskatze verfasst und betreut unsere Studierenden der Katzenverhaltensberatung und der Tiergestützten Arbeit mit Katzen als Tutorin und Dozentin. Als echte Spezialistin in Sachen Katzenverhalten hat sie den Buchmarkt mit zahlreichen Publikationen bereichert, darunter etwa die „Katzen Clicker-Box“ und „Was Katzen wirklich wollen“ in Zusammenarbeit mit Dr. Mircea Pfleiderer. Als ATN-Dozentin lehrt Birgit Rödder bereits seit 2009 die Ethologie der Katze und im Bereich Tierpsychologie u.a. die Themen Lernverhalten, Verhaltenstherapie und Mehrkatzenhaltung.

Webseite: katzenkundig.de

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