Antijagdtraining beim Hund – Anzeigen von Wild

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Antijagdtraining beim Hund – Anzeigen von Wild

Auch nach 14.000 Jahren gehört unser domestizierter Haushund noch immer zu den Beutegreifern. Nicht nur Halter von typischen Jagdhunderassen haben deshalb oft mit unerwünschtem Jagdverhalten zu kämpfen. So verwundert es nicht, dass immer mehr Hundeschulen spezielle Antijagdkurse im Angebot haben.

Der Begriff „Antijagdtraining“ ist dabei allerdings sehr unglücklich gewählt, denn bei einem Training über positive Verstärkung hat „Anti-Jagdtraining“ nichts mit dem Wörtchen „anti“ zu tun: Das Jagdverhalten wird weder gehemmt, noch bestraft.

Es wird gezielt gefördert!

Aber was versteht man überhaupt unter Jagdverhalten? Je nach Rasse werden folgende Bewegungsmuster des Jagdverhaltens unterschiedlich stark gezeigt: Orten – Fixieren – Anpirschen – Hetzen – Packen – Töten. Ein Hütehund, wie z.B. der Border Collie, ist darauf gezüchtet seine Beute (Schafe) zu fixieren, sich an sie heranzupirschen und gegebenenfalls zu zu packen (in die Fersen zwicken). Ein Vorstehhund, wie z.B der Deutsch-Drahthaar, wird Wild orten und fixieren, aber nur auf Signal hin hetzen, packen und töten. Ein Windhund dagegen ortet die Beute kurz und sprintet sofort los. Dank seiner Geschwindigkeit wird er sie auch packen und töten können.

Interessantes anzeigen

Wie schafft man es nun, dass der Hund nicht allem hinterher rennt, was sich bewegt? Neben den verschiedenen Abruf-, Umkehr- und Stoppsignalen, gehört zum Antijagdtraining auch das Anzeigen von Wild, worauf ich etwas näher eingehen möchte. Die Vorteile des Anzeigens sind, dass der Hund in diesem Moment nicht hetzt und dadurch viel leichter abrufbar ist. Das erfordert zwar sehr viel Impulskontrolle, die kann aber jeder Hund lernen – auch Windhunde! Bei letzteren erfordert das Training ein präzises Timing, denn Windhunde orten ihre Beute nur für einen Bruchteil einer Sekunde bevor sie lossprinten. Diesen Bruchteil gilt es, am besten mittels Clicker, einzufangen und zu belohnen. Wenn das gut klappt und der Hund sich nach dem Click zu seinem Menschen umorientiert, kann nach und nach der Clickzeitpunkt hinausgezögert werden, sodass der Hund immer länger verharren kann. Wenn sich kein Wild zum Trainieren anbietet, kann man z.B. auch Steine ins Gebüsch werfen und die Orientierung des Hundes dorthin clicken oder markern. Aber auch jede andere Orientierung des Hundes zu einem bestimmten Objekt hin, ob mit der Nase oder den Augen, sollte markiert und belohnt werden.

Bedürfnisbefriedigende Belohnung

Je passender die Belohnung, desto effizienter ist das Training. Aber welche Belohnung ist die passende? Dazu muss man sich überlegen, was der Hund in diesem Moment, in dem er auf Wild stößt, eigentlich haben möchte. Hat man einen Windhund, so möchte dieser mit großer Wahrscheinlichkeit der Beute nachhetzen. Ein Vorstehhund hingegen wäre glücklich, wenn er der Spur nachschnüffeln könnte. Beide Möglichkeiten wären lerntheoretisch die beste Belohnung. Praktisch gesehen müsste der Hund dafür aber eine hohe Frustrationstoleranz haben, da ich ihn ja früher oder später wieder abrufen müsste, wofür der Rückruf natürlich auch noch bombenfest sitzen müsste. Außerdem würde der Hund dadurch in eine sehr hohe Erregungslage kommen, sodass die Gefahr besteht, dass der Hund das Wild mit Aufregung verknüpft. Besser ist also, wenn man dem Hund eine Ersatzjagd anbietet. Das heißt, nachdem der Hund Wild angezeigt und sich nach dem Click umorientiert hat ,wirft man einen Dummy oder ähnliches, was der Hund hetzen und packen kann oder man verstreut hochwertige Leckerchen, die der Hund erschnüffeln und fressen kann. Wichtig ist, den Hund am Ort des Geschehens durch aktive oder konditionierte Entspannung auch wieder zu beruhigen.

Gegenkonditionierung

Ein positiver Nebeneffekt kommt noch hinzu: Wenn man die Anzeige von Wild immer mit einer hochwertigen Belohnung verknüpft, dann wird sich der Hund schon bald beim Auslöser „Wild“ in freudiger Erwartung zu seinem Menschen hinwenden. So ist z.B. meine Whippetdame Lucy vor kurzem einer Eichhörnchenspur gefolgt (ich sah, dass kurz vorher ein Eichhörnchen unseren Weg kreuzte), sie drehte sich aber plötzlich um und rannte zu mir, nach dem Motto „Frauchen, jetzt wirf schon den Dummy!“.

autorin maria ebeling

Maria Ebeling

Maria Ebeling ist Tiermedizinische Fachangestellte und Hundeverhaltensberaterin/therapeutin mit ATN-Abschluss. Sie betreibt die Hundeschule DOGether im Taunus und arbeitet besonders gern mit Menschen und ihren jagdlich motivierten Hunden. Außerdem liegt ihr die gewaltfreie Ausbildung von Jagdhunden am Herzen.

Webseite: hundeschule-dogether.de

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